Die Teilnehmer der 3. und letzten Gruppe kamen aus den Niederlanden, Belgien, Polen und Deutschland - insgesamt 11 Leute.
Sie wurden anfänglich von den 3 Niederländern aus der 2. Gruppe noch für eine Woche unterstützt.
Nach einer ausführlichen Vorstellrunde, welche nach einem ausgiebigen Abendessen des Anreisetages stattfand erklärte ich den neuen Teilnehmern die bevorstehenden Arbeiten am Bauprojekt. Es musste noch ein Teil der Unterkonstruktion mit Isolierung gesetzt werden, die Fenster eingebaut und noch sehr viel Verkleidung angebracht und die Fertigung der dazu notwendigen Bretter vorgenommen werden. Es war also noch allerhand zu tun.
Dazu bildete ich wie sonst auch kleinere Arbeitsgruppen.
Am Ersten Arbeitstag begannen eine kleine Gruppe die alten Fenster herauszubrechen.
Eine andere Gruppe wurde mit der Herstellung der Bretter beauftragt.
Den Rest der Leute teilte ich direkt Arbeiten am Bau zu. Da waren Lattung, Isolierung und im Anschluss die Verkleidung anzubringen.
Die Gruppe tat sich mit der Verarbeitung der selbst hergestellten Schalbretter sehr schwer.
Sicher waren diese Bretter in der Herstellung nicht immer erstklassig aber die Vorgänger haben die selben Bretter ebenfalls verarbeitet.
Glücklicherweise konnten außer mir auch ein Sanitärinstallateur und der 2 Tage später angereiste Zimmermann der Gruppe, anschaulich diese Bretter verarbeiten.
Das Anbringen der Brettverkleidung war für viele von ihnen nicht einfach, denn es war darauf zu achten, dass alles immer gerade ist bei der Verarbeitung.
Dies führte dazu, daß ich teilweise die Arbeit von einigen wieder abreißen und erneuern ließ, was nicht unbedingt bei den Teilnehmern auf Zuspruch stieß.
Ich sagte den Leuten dass ich es verstehe, wenn nicht alles perfekt ist und auch nicht sein kann, da wir alle diese Arbeiten nicht erlernt haben. Aber ich erwartet dennoch von jedem einzelnen, daß er die Arbeiten so ausführt, als wäre es sein eigenes Haus. Und ich kann nicht glauben daß auch nur irgendeiner von ihnen groben Pfusch am eigenen Bau dulden würde.
Ich habe mir mit meiner Einstellung und meiner Handlungsweise in dieser Gruppe nicht unbedingt viele Freunde gemacht, denn es wurde hinter meinen Rücken oft getuschelt und die vorher so gut deutsch verstehenden Teilnehmer wollten nun nicht mehr deutsch mit mir reden geschweige noch verstehen. Dies erleichterte natürlich nicht gerade meine Arbeit noch die Situation, denn man bediente sich immer eines Dritten zum übersetzen.
Diese Gruppe war vom Pech verfolgt. Es sind in dieser Zeit alle wichtigen Maschinen kaputt gegangen, was dazu führte, daß ich sehr viel Zeit getrennt von der Gruppe verbringen musste, um diese wieder zu reparieren oder um mich um Ersatz zu kümmern.
Was die Zusammenarbeit dann noch mehr strapazierte war, daß wir einen kleineren Arbeitsunfall hatten (eine Teilnehmerin hat sich an der Hobelmaschine einen Fingernagel gespalten), wobei ein Teil der Teilnehmer der Meinung war, dass mein Verhalten falsch war. Dies führte teilweise von einigen Teilnehmern zu beleidigenden Beschimpfungen mir gegenüber. Die selbst betroffene Person und auch ich, fanden das Verhalten einiger Leute unangebracht und übertrieben. Ich habe die Verletzung selbst gesehen und habe dann auch die Person vorsorglich zum Arzt gebracht, der ebenfalls meine Sichtweise bestätigte und uns mitteilte, dass dies nur eine kleine Verletzung ist bei der nicht einmal eine Narbe zurückbleiben wird.
Dieser Vorfall veranlaßte mich, das Arbeiten an den Maschinen in der Werkstatt jedem einzelnen zu untersagen, denn ein unachtsamer Gebrauch kann zu weitaus schlimmeren Verletzungen führen und dem wollte ich nun doch besser vorbeugen.
Das hieß aber, daß ich nun den größten Teil der Arbeit selber tun mußte, denn es wurden noch weitaus mehr als die Hälfte der Bretter am Bau benötigt. Diese Bretter waren an 3 Seiten zu hobeln und anschließend 2 Durchläufe auf der Fräse machen. Es war für mich die schwerste Zeit des Baucamps, denn ich mußte schon vor dem Frühstück in der Werkstatt stehen und zwischendurch am Bau Anweisungen und Lösungen zu angefallen Problemen geben. In dieser Zeit drehte sich bei mir alles, denn die einzige Pause die ich mir gönnte, waren die Mittagspausen, um den Materialnachschub zu gewährleisten. Ich hatte eigentlich in der Zeit davor schon immer den Kopf voll gehabt, aber was jetzt von mir gefordert wurde ging an meine eigenen Grenzen, denn ein Arbeitstag hatte nun bei mir ein Soll von 18 und 19 Stunden erreicht.
Da ich wegen der enormen Arbeit in der Werkstatt nicht ständig selbst am Objekt sein konnte, lies bei einigen der Leute die Arbeitsmoral enorm nach und ich begann mir echt Sorgen zu machen wie ich die weiteren Arbeiten in dem vorgegeben Zeitplan schaffen sollte. Meine Frau legte dann selbst auf der Baustelle Hand an, um zu zeigen daß aus der Zeit mehr herauszuholen ist, als bisher geleistet wurde. Da die Zeit aber dennoch sehr knapp war, bot ich auf freiwilliger Basis an, mich auch Samstags durch einen zusätzlichen Arbeitstag zu unterstützen. Dies traf nicht auf Zuspruch bei der Allgemeinheit, sondern im Gegenteil man fragte mich noch, wie es mit einem zusätzlichen freien Arbeitstag aussieht, da der Nationalfeiertag in unsere Arbeitszeit fiel. Ich verstand die Welt nicht mehr. Jeder einzelne sah, daß es mit dem Zeitplan wegen der vielen Probleme sehr schlecht aussah und dann wurde noch um Stunden gefeilscht, obwohl die Gruppe (ausgenommen einige Wenige) sich nie an den aufgestellten Arbeitstag-Ablauf hielt. Das Aufstehen und rechtzeitig zum Frühstück erscheinen um somit auch pünktlich wie vereinbart mit der Arbeit zu beginnen, war für den Grossteil der Gruppe schwer. Dafür war man aber immer pünktlich zum Unverständnis meiner Frau zum Mittag und erwartete, daß das Essen pünktlich auf die Minute auf dem Tisch stand. Es sollte sich auch nur einer derer in die Lage meiner Frau versetzen, die ganz allein für eine so große Gruppe das Essen zubereitete. Auch der Feierabend wurde bis auf einige Teilnehmer auf die Minute eingehalten, sodaß oft noch Werkzeug und Material auf der Baustelle irgendwo lag, welches dann von einigen Freiwilligen, die solch ein Verhalten ebenfalls nicht verstanden, eingesammelt wurde.
Die zusätzlich angebotenen Arbeitstage an den Samstagen und den Nationalfeiertag, wurden nur von den zwei deutschen Teilnehmern (dem Sanitärinstallateur und dem Zimmermann) wahrgenommen. An den Sonntagen arbeitete ich mit meiner Frau und ihrer jüngeren Schwester Luba am Bau, um den Zeitplan irgendwie wieder einzuholen.
Vom 23. - 28.08. bekam ich Besuch aus Norwegen. Es handelte sich dabei um einen sehr guten Freund - den Maristen-Pater Andreas. Wir kennen uns schon einige Jahre und er wollte mich unbedingt auf seiner Reise durch Ost-Europa besuchen.
Er hatte selber nicht damit gerechnet, aber er war von sich aus gern bereit mich bzw. uns handfest zu unterstützen. Er hat ebenfalls zu meinem Erstaunen sehr gute handwerkliche Fähigkeiten die ihm selber gar nicht so bewußt waren. Er brachte absolut problemlos eine großen Teil der Verkleidung an und das sehr sauber und gerade. Auch hat er sich bei der Verglasung der Fenster enorm hervorgetan. Ich glaube daß er ganz unvoreingenommen und logisch denkend an jede Arbeit rangegangen ist.
Schade das sein Aufenthalt bei uns zu kurz war. Er wäre mit Sicherheit mehr als nur ein Vorbild für viele geworden. Seine Anwesenheit, auch wenn sie nur für eine sehr kurze Zeit war, war auf jeden Fall eine Bereicherung für das Baucamp.
Ausgenommen den letzten Tag, sank meines Erachtens stetig die Arbeitsbereitschaft der Gruppe (einzelne ausgeschlossen).
Am letzten Tag machte ich nochmals eine große Runde, in der ich mich, nicht nur in meinem Namen, sondern auch im Namen des IBO´s und des Vereins "Gebt Ihr ihnen zu essen" e.V. , für die Teilnahme jedes Einzelnen bedankte. Im Anschluß erfragte ich dann die Feedbacks jedes einzelnen Telnehmers.
In diesen Feedbacks wurde mir sehr viel auf diplomatische Weise vorgeworfen, was ich angeblich versäumt haben soll und die Gruppe feierte sich in Ihren Feedbacks für ihre Leistungen. Nachdem alle gesprochen hatten und ich mir sehr viele Stichpunkte gemacht hatte, mußte ich erst einmal den Grossteil der Leute wieder zurück in die Realität holen. Denn ich habe weder etwas versäumt über das Projekt selber zu sagen, auch hatte ich Freizeitangebote gemacht, die von der Gruppe nicht wahrgenommen wurden, da man selber plante, was ja auch freigestellt war. Ebenfalls konnte ich den Vorwurf, daß ich keine Arbeitsschutzanweisung gemacht hätte, ausräumen, da ich dies alles gemacht hatte. Mir schien es so, als ob die jungen Leute nicht immer aufmerksam zuhören können, wenn ihnen etwas erzählt wird. Selbst der Vorwurf, daß ich nie sagen würde wenn etwas gut gemacht wurde, wurde nicht registriert, sondern man erinnerte sich erst daran als ich eine Gedächtnisstütze gab. Sicher kann man nicht von mir verlangen, daß ich für jeden gerade eingeschlagenen Nagel komme und ein Lob ausspreche.
Ich verstehe es auch, wenn die Leute die angeblich 600, - Euro dafür bezahlt haben um sich hier einzubringen, daß ich so etwas anerkennen muß. Ich erwarte aber dann auch die entsprechenden Leistungen und nicht daß man mir ständig während des Baucamps seine besondere Motivation nur mit Nachdruck beweisen will, in dem man mir immer die gezahlten 600,- Euro vorhält.
Sicher gab es abgesehen vom sehr wechselhaften Wetter, viele Pannen. Aber mit einer so großen Gruppe hätte man, wenn alle mitgezogen hätten, das Projekt locker beenden können, zumal die dann von mir selbst angefertigten Bretter sich laut Aussage Einiger nun fast von selbst verarbeiten ließen, da sie nun eine qualitativ sehr gute Verarbeitung besaßen.
Nur mit sehr viel Kraft und vielen späten Arbeitsstunden meinerseits und Dank der beiden überaus fleißigen deutschen Teilnehmer wurde es möglich, daß die Klassenräume zum 01.09. pünktlich zum Schulbeginn unsererseits dem Waisenhaus wieder übergeben werden konnten.
Der deutsche Zimmermann blieb nach den offiziellen Baucamp-Ende noch weitere 3 Wochen um mich bei der Fertigstellung zu unterstützen.
Wir haben bis zum Tag seiner Abreise hervorragend zusammengearbeitet und ich kann sagen, daß bis auf Kleinigkeiten fast alles fertig geworden ist.
Für den Verein "Gebt Ihr Ihnen zu essen e.V."
Aufgestellt:
Uwe König, Mykulychyn
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